Goldgräberstimmung im Glasfasermarkt am Ende?

  • Gerade sind die Fiberdays 2023 bei mir um die Ecke zu Ende gegangen.


    Interessant an der Berichterstattung über diese Veranstaltung ist, dass die technisch fokussierten Medien, wie z.B. Golem.de oder Teltarif.de, den Rückzug vom Glasfasermarkt bzw. Insolvenz von helloFiber und Glasfaser Direkt eher als Geschehnisse am Rande abtun, die Medien mit Bezug auf die Wirtschaft den Geschehnissen einen deutlich höheren Stellenwert einräumen und dies mit Zahlen belegen, so z.B. das Handelsblatt.


    Meiner Meinung nach sind die Wirtschaftsmedien häufig näher an der Wahrheit.


    Aufschlussreich finde ich den sehr hohen Unterschied zwischen homes passed und homes connected. An dieser Stelle vorab einmal die Klärung der Begrifflichkeiten:

    • Homes passed: Leerrohr führt am Grundstück des Gebäudes vorbei (beispielsweise unterhalb des Gehwegs).
    • Homes prepared: Leerrohr führt bereits in das Gebäude. Zum Anschluss des EFH bzw. der einzelnen Wohnung in einem MFH muss noch die Glasfaser durch das Kabelrohr eingeblasen/verlegt werden.
    • Homes connected: EFH bzw. MFH mit aktivem, gebuchtem Glasfaseranschluss.

    In den Berichten der Glasfaserunternehmen selbst, wird auf die Größe homes prepared so gut wie gar nicht eingegangen. Liegt das evtl. daran, dass die Erschließung von Wohnungen im MFH mit Glasfaser so hohen Hürden in Bezug auf die bundesuneinheitlichen Brandschutzbestimmungen unterliegen, dass ein Ausbau wirtschaftlich uninteressant ist?

    Hiernach betrug im Jahr 2019 der Anteil an Wohngebäuden mit mehr als zwei Wohnungen rund 17% bei ca. 18 Mio. Wohngebäuden.

    So klein ist diese Zahl nun nicht, als dies per se wirtschaftlich uninteressante Gebäude für den Glasfaserausbau sind.


    Aufschlussreich finde ich die Aufstellung im Handelsblatt bezüglich dem Verhältnis homes passed zu homes connected. Demnach beträgt das Verhältnis 4:1 oder anders gesagt: Nur in 25% der Wohnungen (EFH + MFH) die einen Glasfaseranschluss erhalten können, wird diese Zugangstechnologie auch tatsächlich genutzt.


    Wer da als Glasfaserunternehmen nicht mit spitzem Bleistift rechnet, fällt gehörig auf die Nase. So wie im Falle helloFiber und Glasfaser Direkt. Es werden sicher noch einige folgen. Nach dem Artikel sind die Platzhirsche in absteigender Reihenfolge Deutsche Telekom, Deutsche Glasfaser und Vodafone. Alle anderen müssen die Brotkrumen fressen, die die großen drei übrig lassen.

  • Umso schlimmer, dass die Telekom offenbar bereits aktiv damit beginnt, vorhandene Glasfaserinfrastrukturen zu überbauen, anstatt sich auf unerschlossene Gebiete zu fokussieren. Das sorgt für weiteren Marktdruck und verzögert den Ausbau.


    Die Quote von Homes passed und Homes connected zeigt aber auch die Dummheit der Bevölkerung. Sorry, aber anders kann man es nicht sagen. Alle Welt beklagt sich über den mangelnden Ausbau, aber wenn man die Chance bekommt, nutzt man sie nicht. Und beklagt sich dann, wenn Home Office und Home Schooling nicht funktioniert.

  • Ich hatte hier im Forum die Analogie zu Zügen und Bahntickets beschrieben. Bei mir rennst Du offene Türen ein, das weißt Du ja.


    Daher an dieser Stelle noch einmal: Wenn Glasfaser angeboten wird, dann muss zugegriffen werden!

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  • Daher an dieser Stelle noch einmal: Wenn Glasfaser angeboten wird, dann muss zugegriffen werden!

    Tja, das sehen nicht so viele. In "meiner" WEG war ich zumindest bis zur letzter Eigentümerversammlung der Einzige, der sich aktiv um einen Glasfaseranschluss bemüht hatte. Beinahe alle anderen Miteigentümer meinten, dass ihr Internetanschluss (VDSL) schnell genug ist und sie keinen Sinn darin sähen, mehr Geld für einen noch schelleren Internetzugang auszugeben. Zum Glück sieht das die Verwaltung anders und hat zumindest den Hausanschluss zugestimmt - ablehnen konnte er und auch die Eigentümergemeinschaft eh nicht.

  • Die Quote von Homes passed und Homes connected zeigt aber auch die Dummheit der Bevölkerung. Sorry, aber anders kann man es nicht sagen. Alle Welt beklagt sich über den mangelnden Ausbau, aber wenn man die Chance bekommt, nutzt man sie nicht. Und beklagt sich dann, wenn Home Office und Home Schooling nicht funktioniert.

    Deine Wahrnehmung ist verzerrt. Es beklagt sich keineswegs "alle Welt". Ich wohne hier in einem kleineren Ort mit Telekom-DSL 250Mbit und fast überall zusätzlich Kabelanschluß bis 1GBit.

    Da der größte Teil der Ortes seit den 50er-Jahren gebaut wurde, ist die Anzahl der 1-2-Personen-Haushalte sehr groß (schätze mal 40%), fast ausschließlich Rentner über 75 Jahre.

    Von denen interessiert es niemand, ob ihr Haus zukünftig mehr wert ist, wenn es einen GF-Anschluss hat. Die Kinder sind längst aus dem Haus, das Geld ist meist knapp.

    Ganz ehrlich: Ich kann nichts Dummes daran finden, KEINEN GF-Ausbau zu wünschen.

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  • beo

    Ich versteh zwar ganz minimal was du meinst und was diese Art Menschen denken aber dass sind halt auch die die nicht an morgen denken und nur an sich und Traditionen.


    Der Mensch ist nicht geeignet ein Traditionist zu sein, da dieser speziell immer auf Weiterentwicklung programmiert ist.

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  • Tja, das sehen nicht so viele. In "meiner" WEG war ich zumindest bis zur letzter Eigentümerversammlung der Einzige, der sich aktiv um einen Glasfaseranschluss bemüht hatte. Beinahe alle anderen Miteigentümer meinten, dass ihr Internetanschluss (VDSL) schnell genug ist und sie keinen Sinn darin sähen, mehr Geld für einen noch schelleren Internetzugang auszugeben. Zum Glück sieht das die Verwaltung anders und hat zumindest den Hausanschluss zugestimmt - ablehnen konnte er und auch die Eigentümergemeinschaft eh nicht.

    Same, leider wird die Versammlung nicht angekündigt, ich hätte den Beschluss gerne mal...

  • Was heißt schon investieren, es kostet ja effektiv nichts. Ich habe kein Verständnis für Hauseigentümer, die die Gelegenheit zum GF-Anschluss nicht mitnehmen.


    Bei uns im Falle Deutsche Glasfaser:

    Kosten alt: Monatlich 35€ für DSL 100 bei 1&1, das war schon ein günstiger Alt-Tarif.

    Kosten neu: 12x 25€ + 12x 45€ (DG Basic mit 300/150).


    In Summe macht das für DSL 840€ und für GF 740€ für 2 Jahre. Nimmt man für 12 Monate den DG 1000er Tarif, bekommt man sogar noch 100€ geschenkt, dann sind wir bei 640€.


    Nach den zwei Jahren kann ich wieder auf DSL zurück, dann habe ich nur gespart und nichts investiert. Was spricht dagegen außer der menschlichen Trägheit?

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  • Es kann mehrere Gründe geben:

    • Vorgarten nicht zerstrört bekommen
    • Mit einen ziemlich unprofessionell agierendem Unternehmen nichts zu tun haben wollen
    • Usw.

    Wir haben Glasfaser bestellt, sind aber noch jung. Ich kann aber komplett nachvollziehen, dass Leute, die vielleicht älter sind und alleine wohnen, sich das Projekt an die Backe nicht binden wollen. Besonders wenn Gigabit Kabel und nicht DSL 16 bereits da ist. Lebe und lass leben.

  • Ich habe es für meine Eltern gemanaged, beide 75 Jahre alt, sie sind happy mit Glasfaser.


    Und ich muss mal eine Lanze brechen für DG. Der ganze Ablauf was vorbildlich, ohne jegliche Probleme. Alle Termine wurden eingehalten, bisher keine Ausfälle (seit Dezember 2022), sehr gute Erreichbarkeit der Hotline, besser als bei Telekom oder 1&1. Die beiden haben uns mal 4 Wochen lang mit gestörter Telefonleitung ohne Internet und Telefon hängen lassen.

  • Es kann auch gut laufen. Unsere Schwiegermutter ließe sich auch überzeugen. DG sind auch bereits länger am Markt und genießen sehr guten Ruf. Das kann man aber leider nicht von allen Marktteilnehmern sagen. Am Ende will ich nur sagen, dass es durchaus Gründe geben kann, sich gegen Ausbau zu entscheiden.

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  • Meinen Vater musste ich überzeugen, das Angebot anzunehmen. Er hatte im Vorfeld Horrorgeschichten über DG gehört und erst meine persönliche Garantie, im Problemfalle die 280km zu fahren und vor Ort zu sein, hat zur Unterschrift geführt. :)

  • Ich kann das in Einfamilienhäuser auch durchaus verstehen, man hat ausfälle. Man muss einen neuen Router einrichten. An der Verkabelung was ändern. Das sind jetzt nicht die reinen Tarifkosten ausschlaggebend. Ich muss auch noch was für Leerrohe ausgeben oder für Tiefbauarbeiten wenn ich die Fasern intern besser wo anders brauche. Lebenszeit mindestens 50 EUR die Stunde für jemanden der das günstig machen kann - oder man sitzt selbst das dreifache dran.


    Aber das man sich in Eigentümerversammlungen quer stellt weil man meint - anderen muss das was ich habe ausreichen - weil man ggf. kein Kabel Aufputz möchte - da hört es dann auf.