Verkabelung Glasfaser Keller->4. Etage (Münster, Stadtwerke)

  • Hallo,


    ich wohne in Münster und bekomme nun Glasfaser (Stadtwerke Münster bzw. versatel).

    Das Kabel hängt schon roh aus einer Wand im Keller.

    Ich habe Fragen bzgl. der Verbindung vom Keller zur Wohnung (eigentlich sind es 2 Wohnungen, aber egal...).


    Einige Infos:

    - Anschluss von: Stadtwerke Münster

    - Provider: 1&1 Versatel

    - Mehrfamilienhaus, 10 Parteien

    - APL im Keller, ab da kann ich Verkabelung frei wählen (=selbst machen), ich wohne 4. Etage

    - funktionierendes Leerrohr Keller->4. Etage ist vorhanden


    Ich muss mich nun entscheiden, ob ich ein normales Netzwerkkabel oder Glasfaser durch das Leerrohr ziehe.

    Aufgrund der offensichtlichen Vorteile von Glasfaser habe ich bei Stadtwerke Münster gefragt, was beim Kauf des Glasfaserkabels zu beachten ist.

    Die Antwort: "Standard G.657"

    Da ich keine Ahnung davon habe, habe ich nicht weiter nachgefragt und wollte bestellen.

    Nun ist "Standard G.657" nicht eindeutig (Multimode, Singlemode und weiteres....in einigen Shops finde ich zu G.657 überhaupt nichts) weswegen ich überlege einfach ein Netzwerkabel vom Keller in die Wohnung zu legen.


    Meine Fragen:

    1)

    Wenn ich ein Netzwerkkabel vom Keller in die Wohnung lege, kann der Router trotzdem bei mir in der Wohnung stehen, oder muss der dann im Keller stehen?


    2)

    Ich werde versuchen per Mail an genauere Infos bzgl. der benötigten Glasfaserkabelspezifikation zu kommen. Welche Parameter brauche ich dafür vom Anbieter?

    In den Online-Shops komme ich mit G.657 nicht weit.


    3)

    Ist Frage 2) überhaupt abhängig vom Anbieter? Denn die Glasfaserkabel werden vermutlich ohnehin über ein "Zwischengerät" mit Steckplätzen verbunden, oder?


    4)

    Ich habe 1 Leerrohr für 2 Wohnungen. Wenn ich nun bspw. ein Kabel "G.657.A1 Singlemode 4 Fasern" nach oben lege, habe ich damit 4 Verbindungen (weil 4 Fasern) für (theoretisch) 4 Wohnungen?

    Ich bräuchte ja nur 2... oder wird für diesen Fall so etwas wie "zwei parallele Bündeladern" genommen?



    Vielen Dank!

    spatzl:)

  • Wir bräuchten da noch Infos: Setzt der Anbieter einen ONT oder gibt es nur den APL. Wie groß ist der Durchmesser vom Leerrohr und ist dieses mit Bögen ausgeführt oder geht es gerade durch. Soll ein Vorkonfektioniertes LWL-Kabel verwendet werden ( Falls nicht kann man es sowieso nicht selbst machen da es gespleißt werden muss, der Glasfasertechniker sollte sich dann um alles kümmern).

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    die Stadtwerke Münster halten sich zur Technik sehr bedeckt, was kurios ist, weil sie sich um die Verkabelung im Haus nicht kümmern, aber der Kunde das ohne Informationen auch nicht übernehmen kann. Eine wirklich konkrete Antwort ist deshalb nicht so einfach. Ich versuche, ein paar allgemeine Details zu erklären:


    G.657 ist eine Spezifikation für Singlemode Glasfasern, und zwar für besonders biegetolerante Glasfasern, deren Übertragungsparameter auch bei engen Biegeradien kaum leiden. Es gibt davon noch mehrere Unterversionen, die sich darin unterscheiden, wie eng man sie biegen darf. Die ansonsten üblichen G.652 Fasern dürfen nicht eng gebogen werden. Beim Verlegen von Glasfasern ist darauf zu achten, dass sowohl die Biegeradien nicht unterschritten werden als auch die maximale Zugbelastung nicht überschritten wird, die bei Glasfaserkabeln oft nicht sehr hoch ist. Bei der Auswahl der Kabel ist außerdem auf den Brandschutz zu achten.


    zu 1) Ich habe bei den Stadtwerken Münster auf Anhieb keine Informationen zur verwendeten Technik gefunden. Üblich ist, dass ein Hausübergabepunkt (HÜP) installiert wird, in dem das Glasfaserkabel endet, das von draußen ins Haus kommt. Daran wird mit einem Glasfaserkabel ein ONT (Optical Network Terminator) angeschlossen. Dieses Gerät wandelt das optische Signal in ein elektrisches Ethernet-Signal um. Am ONT wird mit einem normalen elektrischen Ethernetkabel (mind. Cat.5e) der Router angeschlossen.


    Man kann den ONT direkt neben dem HÜP installieren und braucht dann ein Cat-Kabel zum Router in der Wohnung. Diese Verbindung darf insgesamt bis zu 100m lang sein. Oder man installiert den ONT in der Wohnung und braucht dann ein entsprechend langes Glasfaserkabel vom HÜP zum ONT. Bis 1Gbit/s macht das keinen Unterschied in der Performance. Bei noch höheren Geschwindigkeiten kann ein langes Ethernetkabel zum Flaschenhals werden.


    Technisch ist es besser, den elektrischen Teil so kurz wie möglich zu machen, also die Glasfaser bis in die Wohnung zu führen. Aber im Fehlerfall ist es einfacher, wenn der Glasfaserteil so kurz wie möglich ist und idealerweise komplett vom Netzbetreiber installiert wird, weil man für die Diagnose von Fehlern in der Glasfaserstrecke spezielle teure Geräte benötigt.


    zu 2) Normalerweise werden die Informationen in einer sogenannten "Schnittstellenbeschreibung" zusammengefasst. Die sollte z.B. folgendes enthalten: die verwendeten Stecker (üblich sind LC/APC oder SC/APC Stecker, manchmal auch LC/PC oder SC/PC), die Spezifikation der Fasern (G.657..), der Übertragungsstandard (AON oder PON, jeweils mit konkreter Ausführung, Wellenlängen, etc.), und die eingesetzten Protokolle (PPPoE oder nicht, etc.).


    zu 3) Ja, es gibt unterschiedliche Steckertypen, die auch genau passen müssen. Die Fasern an sich sind bei FTTH praktisch immer Singlemode-Fasern, und zwar eine Faser pro Anschluss (Simplex). Ob der Installateur die Stecker/Pigtails anbringt oder ob der Kunde dafür sorgen muss, müsstest du mit den Stadtwerken klären.


    zu 4) Die bei FTTH üblichen Standards verwenden eine Faser pro Anschluss.

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  • "Wenn ich ein Netzwerkkabel vom Keller in die Wohnung lege, kann der Router trotzdem bei mir in der Wohnung stehen, oder muss der dann im Keller stehen?"


    Ja kann er, der Router wird in diesem Fall am WAN-Port (Bei einigen Fritzboxen wird LAN1 zum WAN-Port) mit dem Netzwerkkabel verbunden.


    "Ich werde versuchen per Mail an genauere Infos bzgl. der benötigten Glasfaserkabelspezifikation zu kommen. Welche Parameter brauche ich dafür vom Anbieter? In den Online-Shops komme ich mit G.657 nicht weit."


    G.657 ist ein Standard bei OS1/OS2 Fasern, also Singlemode. Da Multimode in der Reichweite beschränkt ist, wirst du im FTTH Bereich kaum auf Multimode stoßen. Die Faser ist also das geringste Problem. Die interessantere Frage ist, welchen Stecker die beiden Enden der Patchfaser haben müssen, da gibt es nähmlich einige Optionen. Am häufigsten anzutreffen sind LC, SC und E2000. Dann ist noch wichtig, ob die Faserenden eine "APC"-Polierung oder "UPC"-Polierung haben. Im Optimalfall erkennt man das an der Anschlussfarbe am APL/HÜP und Modem/NT. Grün=APC Blau=UPC.

    Ist der APL/HÜP bereits plaziert? Dann mach doch mal ein Foto von der Anschlussbuchse für die Patchfaser^^.


    "Ist Frage 2) überhaupt abhängig vom Anbieter? Denn die Glasfaserkabel werden vermutlich ohnehin über ein "Zwischengerät" mit Steckplätzen verbunden, oder?"


    Das Erdkabel wird definitiv zunächst einmal im Keller abgeschlossen. Falls dieses mal kaputt geht, braucht der Provider so "nur" ein neues einzublasen und am Abschlusspunkt im Keller dranzuspleißen. Wie es vom APL/HÜP (wie auch immer dein Anbieter das nennt) weitergeht, ist Anbieterabhängig. Es ist möglich, dass mit einer Patchfaser die Glasfaserstrecke innerhalb des Hauses beliebig verlängert werden kann. Es ist aber auch möglich, dass der Anbieter direkt das Glasfasermodem mit in den Abschlusspunkt im Keller integriert. Dann kannst du nur RJ45-Patchkabel verlegen. Wie gesagt, mach mal ein Foto falls der Abschlusspunkt im Keller bereits existiert, dann können wir deine Möglichkeiten besser einschätzen.


    "4) Ich habe 1 Leerrohr für 2 Wohnungen. Wenn ich nun bspw. ein Kabel "G.657.A1 Singlemode 4 Fasern" nach oben lege, habe ich damit 4 Verbindungen (weil 4 Fasern) für (theoretisch) 4 Wohnungen? Ich bräuchte ja nur 2... oder wird für diesen Fall so etwas wie "zwei parallele Bündeladern" genommen?"


    FTTH-Anschlüsse basieren nahezu ausschließlich auf Simplex-Fasern. Upload und Download geschehen dann einfach auf verschiedenen Wellenlängen, aber eben nur mit einer Faser. Die wirst pro Wohnung nur eine Patchfaser benötigen.


    EDIT: Für LWL-Patchkabel kann ich übrings FS.COM sehr empfehlen. Da bekommst du Patchfasern in allen möglichen Formen und Wunschlängen zu sehr ansprechenden Preisen. Nur die Lieferzeit ist bei Maßanfertigungen ggf. etwas lang.

  • James: Vielen Dank!

    "Wir bräuchten da noch Infos: Setzt der Anbieter einen ONT oder gibt es nur den APL."

    Der Anbieter kümmert sich grundsätzlich auch um die Verbindung bis in die Wohnung.

    Einschränkung (die ich allerdings fair finde): Es werden nur bereits bestehende Kabel verwendet: Telefon, Netzwerk, Glasfaser,...

    Daraus schließe ich, dass der Anbieter den ONT setzt.


    "Wie groß ist der Durchmesser vom Leerrohr und ist dieses mit Bögen ausgeführt oder geht es gerade durch."

    Aktuell liegt in dem Rohr ein nicht mehr benutztes Telefonkabel. Um es hin und her zu bewegen musste ich schon ziemlich dran ziehen.

    Allerdings war bei meinem Test noch (mindestens) ein Bogen drin, der bei der Installation wegfiele (dafür muss ich mir noch einen Schlüssel für einen Kellerraum besorgen).

    Das spricht aktuell für den Kompromiss mit einem ethernet-Kabel.


    "Soll ein Vorkonfektioniertes LWL-Kabel verwendet werden ( Falls nicht kann man es sowieso nicht selbst machen da es gespleißt werden muss, der Glasfasertechniker sollte sich dann um alles kümmern)."

    Ich weiß nur ziemlich sicher, dass ein Kabel mit Stecker nicht durch das Leerrohr passen wird.

    (das bedeutet vermutlich nicht vorkonfektioniert?!)



    @alfalfa: Auch Dir, vielen Dank!

    Da in nächster Zeit vielleicht mehrere Münsteraner auf dieses Forum stoßen, gehe ich mal auf das ein oder andere in Deinem Post ein :)


    "...die Stadtwerke Münster halten sich zur Technik sehr bedeckt, was kurios ist, weil sie sich um die Verkabelung im Haus nicht kümmern, aber der Kunde das ohne Informationen auch nicht übernehmen kann. Eine wirklich konkrete Antwort ist deshalb nicht so einfach. Ich versuche, ein paar allgemeine Details zu erklären:...

    Ja, das Thema ist für die Stadtwerke-Mitarbeiter ziemlich neu. Bis ich den Mitarbeiter mit der Info "Standard G.657" am Telefon hatte, wurde ich mehrfach weitergeleitet.

    Es sind aber alle sehr freundlich und hilfsbereit.

    Die Stadtwerke kümmert sich tatsächlich auch um die Verbindung im Haus, verlegt aber keine Kabel, sondern nutzt nur bestehende (inkl. Telefonkabel).


    "Beim Verlegen von Glasfasern ist darauf zu achten, dass ... die maximale Zugbelastung nicht überschritten wird, die bei Glasfaserkabeln oft nicht sehr hoch ist."

    Das könnte bei mir ein Problem sein. Ich werde das noch mal checken, spricht aber (zusammen mit der unsicheren Spezifikation) eher für ein Ethernetkabel.


    Das was Du unter 2. geschrieben hast, sende ich mal zusammen mit der Punkten von dkweb als Frage formuliert zum Anbieter und schaue mal, was passiert :)

    Vielen Dank!!!


    Nicht zuletzt aufgrund Deiner Info zu 4. wäre es schon gut, wenn ich Glasfaser nehmen könnte.

    Denn 2 Ethernetkabel kriege ich vielleicht nicht durch das Leerrohr.


    dkweb: Danke für die Infos!!!

    Am Telefon sprach der Stadtwerke-Mitarbeiter von einem APL (also nicht HÜP).

    Die Infos bzgl. Polierung nehme ich auch mit in die Frage an den Anbieter auf.

    Ich habe Fotos von der Faser angehängt, obwohl noch kein Abschlusspunkt installiert ist. Kommt noch :)


    Zusammenfassend werde ich erst einmal abwarten bis der APL installiert ist und dann weiter sehen.

    Parallel werde ich per Mail versuchen an weitere Infos von den Stadtwerken zu kommen.

    Weiteres Todo: genauer einschätzen, wie stark der Zug-Widerstand im Leerrohr ist (beim letzten check war noch ein unnötiger Bogen drin, weil ich keinen Schlüssel zum Wartungsraum für den Aufzug habe :) )

    Zum Glück habe ich keine übermäßige Eile mit dem Thema.


    VIELEN, VIELEN DANK EUCH ALLEN!!!!:love::love::love::thumbup::thumbup::thumbup:

    Für die Münsteraner, die vor ähnlichen Fragen wie ich stehen, werde ich hier aktualisieren.


    Liebe Grüße

    spatzl


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  • spatzl

    Hat den Titel des Themas von „Verkabelung Glasfaser Keller->4. Etage“ zu „Verkabelung Glasfaser Keller->4. Etage (Münster, Stadtwerke)“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Was auf deinen Fotos zu sehen ist, ist kein Glasfaserkabel, sondern ein Microduct, also ein dünnes Leerrohr, durch das später ein Glasfaserkabel geschoben wird. Solche Röhrchen gibt es auch brandschutzkonform für die Verlegung im Haus. Das ist möglicherweise eine Alternative zu zugfesten Glasfaserkabeln, die es aber auch gibt. Da ich nicht weiß, was ich voraussetzen kann: Zugfestigkeit wird in Newton angegeben. Die Kraft, die man braucht, um einen Eimer mit 10l Wasser hochzuheben, ist ungefähr 100 Newton.


    HÜP (Hausübergabepunkt) und APL (Abschlusspunkt Linientechnik) sind zwei Namen für genau das gleiche Ding. Die Telekom nennt es Gf-AP (Glasfaser-Abschlusspunkt), um es vom APL für die Kupferleitungen abzugrenzen.

  • Das ist prinzipiell nicht mehr zulässig, weil das TKG einen passiven Netzabschlusspunkt vorschreibt.

    Ja, "prinzipel" wird das auch bei jedem Anbieter irgendwie gehen, wenn man genug Durchsetzungskraft hat :D . Ich kenne einen ehemaligen Kollegen, der hat vorletztes Jahr einen FTTH-Anschluss von der Telekom erhalten. Laut diesem Kollegen setzt die Telekom das Modem standardmäßig auf den Abschlusspunkt (also dem Gf-AP in dem Fall^^). Die Telekom war bei ihm wohl anfangs etwas stur das auch zu ändern. Mit dem entsprechenden Verweis auf das TKG und einiger Korrespondenz ist dann irgendwann ein Techniker bei ihm vorbeigekommen und hat am Gf-AP etwas verändert, so dass er da selber ein eigenes Modem anschließen kann.

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