Warum hat VDSL manchmal Störungen (aus heiterem Himmel)?

  • Leider bin ich ja noch immer auf VDSL angewiesen, was in der Regel ganz ordentlich funktioniert. Habe einen 100/40 Anschluss der Telekom, welcher im Bereich der Maximalgeschwindigkeit synchronisiert.


    Oftmals hält der Sync viele Tage (Wochen) und alles läuft wie am Schnürchen. Aber alle paar Monate kommt es aus heiterem Himmel zu mehrfachen Verbindungsabbrüchen pro Tag. Fast immer ein großes Ärgernis, da wir TV nur noch streamen und tagsüber benötige ich das Internet im Homeoffice. Abbrüche gibts dann natürlich immer in den blödesten Momenten (Videokonferenz; Elfmeterschießen; denkt euch sonst was aus...)


    Sobald mal der Wurm drin ist, funktioniert VDSL meist mehrere Tage nicht mehr wie gewohnt! Sync ist dann auch meist in der Geschwindigkeit eingeschränkt und dauert nach Abbruch der Verbindung bis zu 6 Minuten, bis "die" sich wiederfinden.


    Weiß jemand von euch, woran das liegt? Auf meiner Seite gibt es keine Änderungen, es muss also irgendwo auf Telekomseite liegen. Aber was passiert da aus technischer Sicht, damit es plötzlich nicht mehr funktioniert? Für mich als Laie ist das völlig unerklärlich. Wird ja keiner ohne Grund an einer funktionierenden Leitung rumfummeln, oder?

  • DSL läuft auf dünnen Kupferdrähten, die oftmals schon vor knapp 100 Jahren im Boden vergraben worden sind und nie für irgendeine Art von digitaler Datenübertragung gedacht waren.


    Dein VDSL-Anschluss nutzt ein 5000-mal so großes Frequenzspektrum aus, wie die analoge Telefonie, für die der Telefondraht ursprünglich gebraucht wurde. Mit dem breiteren Frequenzspektrum erhöht sich auch die Störanfälligkeit. Die Leitungen sind nicht geschirmt, also empfänglich für elektromagnetische Störeinflüsse, welche über parallel verlaufende Stromleitungen, über benachbarte Leitungen im selben Kabel, oder ganz allgemein als Antenne auf einer großen Distanz aus der Umgebung eingefangen werden können. Oft ist ein Telefonkabel alt, zig-fach vermufft, Muffen ziehen bei ungünstigen äußeren Bedingungen Wasser, dann kann die alte Datenrate nicht mehr erreicht werden, was bei VDSL immer einen Verbindungsabbruch und Aushandlung einer neuen "passenden" Datenrate (genannt Training) nach sich zieht. Das dauert seine paar Minütchen.


    Oder der Nachbar betreibt zu besonderen Anlässen ein spezielles Elektrogerät, bei welchem die Schirmung nicht mehr intakt ist und die Störungen des Netzteils zum Beispiel strahlen über die Stromleitung in das parallel verlaufende Telefonkabel... es kann die unterschiedlichsten Gründe haben, da man an grenzwertigen Leitungen, welche bei 100 Mbit/s oft vorkommen, immer versucht, wie ein Kartenhaus eine möglichst hohe Datenrate zustande zu bringen, bei welchem der kleinste Störeinfluss wie ein Windstoß wirkt.


    Wichtig ist, zu verstehen, dass es keine zwei Seiten "Telekom und Kunde" gibt, sondern das Modem und die Vermittlungsstelle, welche miteinander reden möchten und dazwischen einen dünnen Draht, auf den man angewiesen ist. Kann gut gehen, muss aber nicht.

  • Hast Du schon einmal die Frage im Telekom hilft Forum gestellt und bei der Telekom ein Störungsticket aufgemacht?

    Ursachen kann das viele haben:

    Undichte Verteilermuffe in die Feuchtigkeit eindringt und Kontaktkorrosion (Übergangswiderstände => Dämpfung) erzeugt oder auch einen Kurzschluß.

    Elektromagnetische Störungen durch Einstreuungen von anderen Anschlüssen auf dem Verteilerkabel welche durch die Vectoring Engine und die Steuerungssoftware auf den betroffenen Leitungen korrigiert wird.

    Verwendung von Powerline (Datenübertragung via Niederspannungsleitungen 230V~ => Handelnamen "Powerline" oder DLAN) welche mit dem verwendeten Frequenzbereich die identischen Vectoring Profile 17a und 35b stören.

    Zum anderen ist die Übertragungsrate durch die Art der verwendeten Kabel bis zum jeweiligen Hausanschluss, APL => Abschlußpunkt Linientechnik genannt, und deren Gesamtlänge begrenzt. Elektrischer Widerstand resultierend aus dem Leitungsquerschnitt und der Länge ergibt die Dämpfung des Signals.

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  • DSL läuft auf dünnen Kupferdrähten, die oftmals schon vor knapp 100 Jahren im Boden vergraben worden sind und nie für irgendeine Art von digitaler Datenübertragung gedacht waren.

    Naja, dünn.. Verglichen mit einer Glasfaser ist so eine Ader superdick. 😉


    Und bevor mich einer missversteht: Super erklärt.

  • Verwendung von Powerline (Datenübertragung via Niederspannungsleitungen 230V~ => Handelnamen "Powerline" oder DLAN) welche mit dem verwendeten Frequenzbereich die identischen Vectoring Profile 17a und 35b stören.

    So pauschal gilt das nicht mehr! Devolo Hardware in Verbindung mit AVM VDSL Routern sind in der Lage Störungen zu erkennen und dynamisch die Spektren anzupassen.

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  • Die Kammfilter der devolo Magic2 Hardware werden entsprechend den Messungen der AVM FRITZ!Box eingestellt. Ggf. verringert sich der Durchsatz via Powerline zu Gunsten des VDSL-Signales.

    Die Kommunikation der Geräte basiert auf TR-064.


    Ich finde die ewig wiederkehrende Behauptung, das Powerline zuverlässig VDSL Signale stören genauso wiedersinnig, wie die Aussage, das kundeneigener Endgeräte an der Glasfaser andere Teilnehmer im GPON negativ beeinflussen. Für billigste Alibaba Chinaware mag das gelten, jedoch nicht für Endgeräte der etablierten Hersteller. Meine Amateurfunker haben ebenfalls nichts an aktuellen Powerlineprodukten auszusetzen, das nur nebenbei erwähnt.

  • Du hast jetzt genau eine Kombination aus Powerline und VDSL Modem rausgesucht, bei der es keine Störungen gibt. Sagen wir mal so: Die Wahrscheinlichkeit, dass Powerline VDSL stört, ist höher, als die Wahrscheinlichkeit, dass ein GPON Gerät die Nachbarschaft stört. Bei GPON sind eher die Geräte ein Problem, die kein GPON sind, aber das ist ein anderes Thema.


    Grundsätzlich: VDSL ist empfindlich gegen elektromagnetische Störungen. Dummerweise können auch andere VDSL Leitungen zu Störern werden, ganz abgesehen von nahezu jedem anderen Gerät, dass irgendwie mit Strom zu tun hat. Dazu kommen Witterungseinflüsse und unsachgemäße Installation.


    Das ist ein Risiko, dass man bei VDSL immer hat, und es gibt nur wenige Anschlüsse, die nicht mal einen sporadischen Sync Verlust haben. Viele stört es nicht, aber es kommt immer wieder vor. Da sehe ich einen der Vorteile von Glasfaser, obwohl ich für die Äußerung von einem Moderator hier im Forum kürzlich noch ernsthafte Vorwürfe zu hören bekommen hab. Schade für dich, aber schön für mich, dass die Praxis am Ende mal wieder zeigt, wer da recht hatte.

  • Das ist ein Risiko, dass man bei VDSL immer hat, und es gibt nur wenige Anschlüsse, die nicht mal einen sporadischen Sync Verlust haben. Viele stört es nicht, aber es kommt immer wieder vor. Da sehe ich einen der Vorteile von Glasfaser, obwohl ich für die Äußerung von einem Moderator hier im Forum kürzlich noch ernsthafte Vorwürfe zu hören bekommen hab. Schade für dich, aber schön für mich, dass die Praxis am Ende mal wieder zeigt, wer da recht hatte.

    Kein schöner Wesenszug von dir.

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  • Ja, ich weiß. Aber es scheint seitens der Moderation ja gewünscht zu werden, dass solche Dinge auf der persönlichen Ebene auszutragen. Meine Bitte, die persönlichen Anschuldigen und Vorwürfe zu entfernen (auch gegenüber der Administration), wurden mehrfach ignoriert. Nun gut, von mir aus.

  • Oft ist ein Telefonkabel alt, zig-fach vermufft, Muffen ziehen bei ungünstigen äußeren Bedingungen Wasser, dann kann die alte Datenrate nicht mehr erreicht werden, was bei VDSL immer einen Verbindungsabbruch und Aushandlung einer neuen "passenden" Datenrate (genannt Training) nach sich zieht.

    Nach den Erfahrungen hier im platten Land ist das einer der Hauptgründe. Wir konnten verifizieren, dass es immer so ein bis zwei Tage nach starken Regen passiert, sprich bis die Feuchtigkeit in die Kabel hineingezogen ist. Hat echt gedauert bis die Telekom dies verstehen »wollte« und 100 m Leitung ersetzt haben. Das Auftreten/dokumentieren ist da auch nicht einfach.

  • Grundsätzlich: VDSL ist empfindlich gegen elektromagnetische Störungen. Dummerweise können auch andere VDSL Leitungen zu Störern werden,

    Andere VDSL-Nutzung stören nicht, sie reduziere einfach die Bandbreite, dafür sorgt das Modem und der DSLAM. In so einer Hunderter Leitung geht halt nur eine bestimmte Menge an Frequenzen darüber.
    Gerade als ich einer der ersten mit DSL war, habe ich sehr stark gemerkt, wie über die Monate meine erst sehr gute Bandbreite* immer mehr einschmolz. Aber Verbindungs-/Sync-Problem gab es schon damals nie deswegen.


    * 2MBit/sec auf 1 MBit/sec.

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  • Danke euch allen für die bisherigen Infos. Mir war gar nicht bewusst, welch zartes Pflänzchen so eine VDSL Verbindung ist. Eure Posts haben jedenfalls einige neue Erkenntnisse gebracht.


    So wusste ich nicht, dass zwangsläufig der Sync verloren geht, wenn eine Leitung die ausgehandelte Bandbreite nicht mehr "liefern" kann. Ich hätte erwartet, es käme in solchen Fällen zu einer Art Fallback, ohne die Verbindung trennen zu müssen. Das erklärt natürlich einiges. Wäre es für den Nutzer nicht eleganter, wenn er von dem vorübergehenden Engpass im besten Falle einfach nichts mitbekommt? Warum hat man das so gelöst?


    Auch das Thema Starkregen könnte bei mir (gefühlt) ähnlich aufgehängt sein. Ich werde das mal genauer beobachten.

  • So wusste ich nicht, dass zwangsläufig der Sync verloren geht, wenn eine Leitung die ausgehandelte Bandbreite nicht mehr "liefern" kann.

    Das kommt drauf an. Bei der Telekom ist das so, da gibt es eine minimale DSLAM Datenrate, und wenn man die unterschreitet, kommt keine Verbindung mehr zustande. Andere Provider schalten da komplett offen und stellen die minimale Datenrate auf 2 kBit oder so.

    Dennoch kommt es in beiden Fällen zu Verbindungsabbrüchen, wenn die Leitungskapazität aufgrund einer Störung deutlich runtergeht, denn die nahtlose Ratenadaption ist in Deutschland üblicherweise deaktiviert.


    Wäre es für den Nutzer nicht eleganter, wenn er von dem vorübergehenden Engpass im besten Falle einfach nichts mitbekommt? Warum hat man das so gelöst?

    Bei DSL geht man eigentlich über die Grenze des physikalisch Sinnvollen hinaus. Da kann man froh sein, wenn man die Leitung überhaupt irgendwie betreiben kann. Solche automatischen Mechanismen erfordern häufig eine gewisse Reserve in der Leitungskapazität, die am Ende Nutzerbandbreite kostet. Da quetscht man lieber das letzte kBit durch die Leitung. Die Geschwindigkeit ist im Katalog der BNetzA ein Kriterium für Beurteilung der Leitung. Passt sie nicht, hat der Kunde weitreichende Rechte, bis zur Minderung der Entgelte. Die Stabilität taucht da nicht auf. Da ist klar, in welche Richtung die Provider optimieren.

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  • Da ich in den letzten Wochen (auch heute) von einer recht instabilen Verbindung geplagt bin, habe ich mir mal die DSL-Infos aus meiner Fritzbox näher angeschaut. Ich kann es nicht sicher sagen, aber der Einbruch im ersten Segment des Spektrums kommt mir "neu" vor. Kann mir jemand sagen, ob das auf irgendwas hindeutet? Bin für jeden Anhaltspunkt dankbar.

  • Da kann ich dich beruhigen, diese Kerbe bis Träger 512 kommt vom sogenannten DPBO. Das ist eine einprogrammierte Senkung des Signalpegels, welche dem Schutz der Frequenzen dient, welche von den ADSL-Leitungen genutzt werden. Also Kunden am Kabel, welche entweder zu weit weg vom Kasten wohnen, um VDSL zu bekommen oder nie gewechselt haben. Die ohnehin langsamen Leitungen werden somit geschützt, indem sie von den VDSL-Leitungen weniger beeinträchtigt werden.


    Beunruhigend sind eher die sehr niedrigen Min-Werte, also die orangene Linie im Diagramm. Du hast nen riesigen Störfaktor am laufen, der dir die DSL-Datenrate enorm mindert und mit Sicherheit auch der Schuldige für die Abbrüche ist.

  • Frage: Warum betrifft es die Downstream Bänder, aber kaum die Upstream Bänder?


    Bei so gleichmäßiger Absenkung um ca. 20 dB über gesamte Spektrum vermute ich immer eher eine Reduktion der Signalstärke, keinen Störer. Sowas können Kontaktprobleme oder Feuchtigkeit verursachen. Aber dann müsste es auch die Upstream Bänder betreffen.


    Aber ich stimme zu: Die Einbrüche verursachen die Probleme. Dafür muss die Ursache eliminiert werden.

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